Pflichtlektüre für meinen Kurs
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Pflichtlektüre für meinen Kurs

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Pflichtlektüre für meinen Kurs

Für meinen Kurs "Neurobiologie der Krankheiten" weise ich meine Studenten an, das Buch "Triggered" von Fletcher Wortmann (auf Englisch) zu lesen. Heute wollte ich die Gründe und einige Überlegungen diskutieren.

Die Gründe

Der Kurs dreht sich hauptsächlich um die biologischen Veränderungen, die mit psychischen Erkrankungen einhergehen. Wortmann (der Autor) ist kein Experte dieses Themas. Das Buch handelt von seinen Erlebnissen im Zusammenhang mit OCD (Zwangsstörung?). Das ist die erste Krankheit, mit welcher wir uns im Kurs beschäftigen. Neben dem akademischen Verständnis der Krankheiten will ich, dass die Studenten eine Perspektive haben, wie man mit den Krankheiten lebt.

Über Jahre hinweg habe ich verschiedene Bücher angewiesen. Viele meine Studenten haben in der Vergangenheit dieses Buch am meisten gemöcht. Wortmann schreibt über seine Erlebnisse in der Uni (nicht dieselbe Uni, an der ich unterrichte, aber sie ist ähnlich). Deswegen können meine Studenten sich mit ihm identifizieren.

Auch war Wortmann viele Jahre lang fehl-diagnostiziert, weil seine OCD nicht um Sauberkeit, sondern andere Sorgen ging. Das zeigt meinen Studenten, dass noch immer viele Leute von falschen Diagnosen betroffen sind. Das bringt uns auch zum Punkt, dass Missverständnisse und Vorurteile der OCD (und andere Krankheiten) wahre Schäden erzeugen können.

Wortmann schreibt auch über die Sorgen, die er mit Medikamenten hatte. Er hatte sich Sorgen gemacht, dass Medikamente seine Persönlichkeit vollig zerstören würden. Am Ende hat er jedoch Medikamente gefunden, die seine Angst zwar nicht eliminiert hatten, aber erträglich gemacht haben.

Einige Überlegungen

Die Erlebnisse Wortmanns sind nur die Erlebnisse einer Person. Er hat zum Beispiel viele Probleme mit seiner ersten Therapeutin gehabt. Aber das heißt nicht, dass alle Therapeut(inn)en schlecht sind. Auch waren seine Erlebnisse mit Krankenhausaufenthalten anders als viele andere Patienten. Es ist deswegen wichtig, dass Studenten nicht falsche Ideen der psychologische Medizin bekommen.

Es ist auch wichtig zu wissen, bevor man dieses Buch liest, dass Wortmann Selbstmord diskutiert. Ich glaube, dass nachdenkliche und ehrliche Diskussionen über Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen hilfreich und wichtig sind. Aber Diskussionen über Selbstmord mögen für manche Menschen ungesund sein.

Während seiner Geschichte trifft Wortmann einige Entscheidungen, die nicht klug sind. Zum Beispiel, um seine Freundin (die mit Selbstverletzung kämpft) zu helfen, werfen er und sie eines Tages alle ihre Rasierklingen (mit welchen sie sich die Arme schnitt) weg. Ich kenne ein paar Psychiater und Therapeuten und alle haben mir gesagt, dass das ohne trainierte Unterstützer einige Risiken entwickeln können. Das wusste ich nicht, bevor ich dieses Buch gelesen habe und mit Experten es diskutiert habe.

Der Ton des Buches ist auch manchmal sehr wütend und deshalb ist es keine entspannende Geschichte zu lesen.

Wegen diese Überlegungen können alle meine Studenten sich entscheiden, ein anderes Buch zu lesen.

Obwohl es Teile des Buches (hier oben und andere) gibt, damit ich nicht völlig einverstanden bin, glaube ich, dass es eine gute Diskussion über psychischen Erkrankungen ist. Jemandem, der mehr darüber wissen will, empfehle ich es.

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