Der Nachbar meines Deutschlehrers ist der folgenden Meinung:
„Es ist egal, ob ich Müll trenne, kein Plastik benutze oder kaufe und auf das Autofahren verzichte - wenn die Industrie nicht auf die Umwelt achtet, müssen die Konsumenten erst gar nicht damit beginnen, weil es keine Wirkung hat."
Als Hausaufgabe bei meinem B2.2 Deutschkurs habe ich meine Meinung dazu geschrieben und ich würde gern diese Schreibübung hier teilen.
Als ich ein Kind war, gab es an meiner Schule einen Wettbewerb. Die Schülerin, die am meisten Plastikflaschen sammelt, gewinnt eine Tour in eine Getränkefabrik. Damals fand ich das sehr spannend und wollte unbedingt diesen Wettbewerb gewinnen.
Jahre später saß ich am Tisch in meiner Küche in Deutschland, als ich in einer Episode „Waste Land” von dem Podcast Planet Money Folgendes hörte: In den 80ern habe die Plastikindustrie das Recyceln des Kunststoffes erfunden, wodurch sie noch mehr Plastik verkauft haben könne. Es war einfach eine Marketing-Strategie, genauso wie der Wettbewerb meiner Schule.
Man kann auch noch zwei Episoden hören, wo erklärt wird, es sei wirtschaftlich und auch umweltverträglich nicht sinnvoll, Kunststoff zu recyceln. Weil am Ende der Klimawandel keine Konsequenz der persönlichen Entscheidungen der Einzelpersonen ist, sondern das Ergebnis eines kapitalistischen Wirtschaftssystems.
Die Konsumenten müssen erst gar nicht damit beginnen, weil es keine Wirkung hat. Aber die Bürger müssen es doch, denn die Industrie muss vom Staat reguliert und kontrolliert werden. Wenn man sich nur als Konsument betrachtet, um sich gegen den Klimawandel zu engagieren, dann ist es egal. Wir werden den Kampf verlieren.
Respekt! Das ist wirklich so gut wie fehlerfrei geschrieben. Und da sind ja sehr komplexe Sätze dabei! Bin begeistert :) Ich glaube dieses Problem hat viel mit Angebot und Nachfrage in der Wirtschaft zu tun. Wenn wir als Konsumenten die richtigen Produkte kaufen und die Nachfrage nach ihnen steigt, dann können wir sicher etwas verändern! Nur, wenn alle denken, dass es keine Wirkung hat und nichts unternehmen, wird sich natürlich auch nichts verändern.
Hallo Amandis! Super geschrieben! Allerdings bin ich eher @Hannahs Meinung, nämlich, dass wir wir als Verbraucher sehr wohl etwas steuern können. Ein bisschen zumindest. Wir können die Supermarktkassiererin ansprechen, warum es beim Obst und Gemüse keine Papiertüten gibt, wir können den Unternehmen per Brief mitteilen, dass wir finden, dass sie zu viel Plastik verwenden und wir können bei vielen Produkten aufhören sie zu kaufen, wenn wir mit der Verpackung nicht einverstanden sind. Wenn aber alle denken, dass es ohnehin sinnlos sei, wird das natürlich nichts werden und wir werden irgendwann in unserem Plastikmüll ersticken. Im Bioladen, in dem ich oft einkaufe, gibt es Papiertüten für Obst und Gemüse. Diese Tüten verwende ich dann noch für meinen Biomüll, den ich dann in die Biomülltonne werfe.