Der Gast
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Der Gast

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fiction

"Anlässlich des Staatsbesuchs des Königs von Antiquitanien findet heute eine große Feier im alten Rathaus statt”, tönt die Stimme des Moderators aus dem Autoradio. “Es handelt sich um den ersten offiziellen Besuch des jungen Königs im Ausland, seit er nach dem plötzlichen Tod seines Vaters den Thron bestiegen hat.”

“Sind Sie auch Gast bei den Feierlichkeiten?”, fragt mich der Taxifahrer.

Ich nicke, ohne ihn anzuschauen und beobachte stattdessen die Wolken am Himmel.

“Wir werden es vermutlich nicht pünktlich schaffen.”, sagt der Taxifahrer. “Es ist sehr viel Verkehr und wir müssen einen Umweg machen.”

Ich zucke zusammen, als hinter uns eine Hupe ertönt.

“Der neue König von Antiquitanien wird sich heute mit Politikern, Journalisten und weiteren Gästen treffen”, sagt die Stimme im Radio. “Es wird erwartet, dass über die wirtschaftlichen Beziehungen gesprochen wird.”

Nichts geht mehr voran. Der Taxifahrer flucht und schlägt mit seinen Fäusten auf das Lenkrad. Ich überlege aus dem Fahrzeug auszusteigen, aber der Platz reicht nicht aus, um die Tür zu öffnen.

“Also, wenn Sie mich fragen, dann sollte dieser König mal etwas gegen die Missstände in seinem Land tun!”, schimpft der Taxifahrer, während er ins Hupkonzert einstimmt.

Ich nicke wieder und betrachte meine schweißnassen Hände.

“Wenn Sie sich mit ihm unterhalten können, fragen Sie ihn doch mal, warum ihm sein persönlicher Reichtum so viel wichtiger ist!”, verlangt der Taxifahrer.

Ich versuche zu lächeln und beobachte wieder die Wolken. Das Taxi bewegt sich langsam vorwärts.

“Schlimm ist das…”, murmelt der Taxifahrer und betätigt erneut die Hupe.

Dann hält unser Fahrzeug neben einem schönen alten Gebäude. Ich gebe dem Taxifahrer ein großzügiges Trinkgeld und klettere von der Rückbank.

Auf einmal bin ich von einer Menschenmenge umgeben. Kameras blitzen und viele Stimmen rufen durcheinander. Meine Hände zittern und ich wage es nicht, den Menschen ins Gesicht zu schauen. Sie kommen auf mich zu.

Plötzlich spüre ich einen warmen Sonnenstrahl auf meinem Rücken. Ich drehe mich um, öffne die Beifahrertür des Taxis, steige wieder ein und schaue den Taxifahrer an: “Bitte fahren Sie mich zum Flughafen.”

Diese Geschichte habe ich für https://journaly.com/post/24611 geschrieben. Erstaunlicherweise ist es mir viel schwerer gefallen, etwas auf meiner Muttersprache zu schreiben, als in einer Fremdsprache. Die Kommentare sind Erklärungen zu etwas schwierigeren Wörtern, damit Deutschlernende die Geschichte besser verstehen können.

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