Obwohl es sich so anfühlt, als ob es erst drei Jahre her ist, sind wir in Wirklichkeit schon fast zwanzig Jahre weiter. Aber weil ich eine Perfektionistin bin, habe ich immer ein bisschen Angst zu sagen, dass ich Germanistik studiert habe. In meinem Kopf erwarten die Leute die das hören, ab sofort perfektes Deutsch von mir; muttersprachlicher Aussprache, keine Fehler im Kasus oder Konjugation und nie nach dem richtigen Wort suchen zu müssen, zum Beispiel. Während meine Studiums war mein Deutsch schon nicht so perfekt, also warum ich fast zwanzig Jahre später doch die Idee habe es sollte perfekt sein…
Mein Germanistikstudium had etwa zwei Jahre gedauert. Die Sprachwissenschaft hat mich mehr interessiert als die Literaturwissenschaft, also nach dem zweiten Jahr habe ich Deutsch als Hauptfach getauscht für Linguistik. Eigentlich hatte ich sowieso nur mit dem Germanistik angefangen, weil ich das Plan hatte in die Schweiz um zu ziehen, denn Schweizerdeutsch fand ich damals die schönste Sprache der Welt und die Schweizer waren meine favorite Personen - ich kannte etwa fünf Schweizer, aber dennoch. Weil man in den Niederlanden aber kein Schweizerdeutsch studieren kann, war Germanistik in meinen Augen die nächstbeste Lösung.
Nach diese Umwechslung zur Linguistik, habe ich nicht mehr aktiv Deutsch gelernt und ich habe es eigentlich auch nicht so ganz aktiv unterhalten. Ich war ein großer PUR-fan - bin ich noch immer - also die Bandmitglieder folgen im Internet, auf sozialen Medien, und die Musik fast täglich hören, war es. Naja, und ich las auch noch sehr oft Deutschsprachige texte, denn während meines Germanistikstudiums hatte ich viel zu viele deutsche Bücher gekauft um in zwei Jahren lesen zu können.
Das mit dem Linguistikstudium ist damals auch ganz anders gelaufen als gedacht, also Jahre später war es an der Zeit, ernst zu machen. Ich fing an mit einem Jurastudium an der Open Universität - Fernunterricht. Das hat sehr gut geklappt! In dem Moment, in dem die OU ein Austauschsemester introduzierte mit (unter anderem) der Fernuniversität in Hagen, habe ich mich sofort angemeldet als “Probestudentin” um das Semester zu testen. Also, plötzlich waren meine deutschen Sprachkenntnisse sehr nützlich, denn ich studierte das deutsche Straf- und Bürgerliches Recht auf Deutsch. Das hat so ganz viel Spaß gemacht, dass ich später, für meine Masterthesis, das deutsche und das niederländische Strafrecht verglichen habe. Meine Dozenten fanden das auch super und sie reden immer noch ab und zu darüber.
Weil das so viel Spaß gemacht hat, wollte ich mein Deutsch wieder aktiv halten, aber ich wusste nicht genau wie. Dann bin ich auf der italki-Seite gelandet, wo es ganz viele Möglichkeiten gab mit deutschen Tutoren - sondern auch mit schweizerdeutschen Tutoren… Zu diesem Moment ist die Liebe für Schweizerdeutsch wieder ganz voll aufgeflammt. Dachte so, dass Schweizerdeutsch lernen auch mein Deutsch fördern würde, also mache ich jetzt statt Hochdeutsch Schweizerdeutsch durch italki - und es macht noch mehr Spaß, als ich dachte.
Ich trau mich aber überhaupt noch nicht das Schweizerdeutsch aktiv zu nutzen, obwohl verstehen ganz gut läuft. Und ich muss zugeben, dass mein Deutsch nach all diesen Jahren besser ist, als ich dachte.
Besser, aber sicherlich nicht perfekt. Deswegen habe ich mich vorgenommen regelmäßig etwas auf Deutsch hier auf Journaly zu schreiben. Ich hoffe, ich mache viele Fehler, damit ich mehr lerne und mein Deutsch sich verbessert. Vielleicht wird mein Deutsch eines Tages wieder so gut sein wie vor zwanzig Jahren.
Josanne, du schreibst hier auf Deutsch! Wirklich sehr cool.
Mit Schweizerdeutsch kann ich persönlich nichts anfangen (klingt aber lustig), aber dein geschriebenes Deutsch ist nun mal sehr gut.
Ein Germanistik-Studium macht ja noch keine Muttersprachler:innen, und sowieso ist "eine Sprache kennen" und "eine Sprache können" nicht unbedingt dasselbe. Alleine die Grammatik-Kenntnisse aktiv beim Schreiben (und vor allem beim Sprechen) anzuwenden ist, finde ich, überhaupt nicht einfach; da hilft eher das Sprachgefühl.
Dein Text ist nicht nur sprachlich gut geschrieben, sondern inhaltlich auch sehr interessant. Ich freue mich auf die Fortsetzung :D
Hallo Josanne, ich stimme @Eduard zu :)
Danke, danke! 🤗 (Ich vermisse jetzt eigentlich ein Emoji, das eine Verbeugung macht.)
Ich erinnere mich, dass ich damals wirklich nach Perfektion strebte, auch ein bisschen wegen der Art und Weise, wie die Lehrer agierten. Ich fühlte mich nie sicher Deutsch zu sprechen. Jetzt schalte ich tatsächlich ziemlich leicht auf Deutsch um, auch wenn ich weiß, dass ich Fehler mache. Es ist lustig, wie das funktioniert. Damals dachte ich, mein Deutsch sei nicht gut genug und jetzt hoffe ich, dass mein Französisch (und Spanisch) bald so gut sein wird wie mein Deutsch. 😂
Zum Emoji: https://emojipedia.org/search/?q=bow -> 🙇 🙇♀️. Mein Favorit ist aber 🎀.