Arztbesuch
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Diese Woche habe ich meinen Hausarzt für meinen jährlichen Check-up besucht. Was wir während des Termins besprochen und getan haben, war nichts Ungewöhnliches, aber wie das ganze Erlebnis organisiert und durchgeführt wurde, ist einen Kommentar wert.

Diese in einem Vorort gelegene Satellitenklinik beschäftigt ungefähr 50 Haus- und Fachärzte und ist immer recht gut mit Patienten ausgelastet. Was mich jedoch beeindruckt hat, war wie die Abläufe organisiert sind, sodass man nicht das Gefühl hat, Zeit zu verschwenden oder unnötige Schritte zu machen. Ich habe zum Beispiel den Termin mit meinem Arzt online vereinbart, ohne mit jemanden zu sprechen müssen. Die Wartezeit, nachdem ich eingecheckt habe, war vielleicht 5 Minuten. Formulare, die ausgefüllt werden müssen, waren so organisiert, dass sie so kurz wie möglich und nicht redundant waren. Eine Arzthelferin hat mich in das Untersuchungszimmer gebracht und die nötigen Einträge bezüglich Vitalwerte, Resultate von Fragebogen zu Depression, Angst, Fallrisikofaktoren in meinem Haus, Gedächtnisscreening usw. in den Computer eingetragen. Sie hat dazu meine Fragen und neue medizinische Anliegen notiert. Der Arzt ist dann in der Lage, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die tatsächlich sein Wissen und seine Expertise erfordern. Er hat ungefähr 25 Minuten mit mir verbracht, aufgeteilt in Diskussion und körperlicher Untersuchung. Zwischendurch hat er Einträge in meine Krankenakte getippt. Die ganze Krankenakte ist elektronisch, was heißt unter anderem, dass der Arzt die Berichte, Untersuchungen, Verschreibungen, Röntgenaufnahmen, Laborergebnisse usw. von anderen Fachärzten relativ mühelos finden und überprüfen konnte. Rezepte und Überweisungen können auch elektronisch (über das Internet) gesendet werden und sind sofort vorhanden. Als Patient habe ich außerdem Zugriff über ein sicheres Portal auf meine elektronische Krankenakte.

Seit mehreren Jahren hat diese Klinik versucht, Prinzipien des Toyota-Produktionssystems im medizinischen Bereich zu integrieren. Unter anderem heißt das, Ineffizienz abzubauen, Prozeduren und Behandlungsmethoden zu rationalisieren und Fehler zu reduzieren. Manche gehen davon aus, dass diese Ausrichtung eine entmenschlichende Wirkung in der Praxis der Medizin hätte. Wurden solche Effizienzmaßnahmen nicht in erster Linie eingeführt, fragen sie sich, um die Produktivität der Leistungserbringer zu erhöhen und mehr Patienten (als ob sie hergestellte Produkte wären) durch das System zu bewegen? Solche Bedenken sind verständlich. Aber wenn solche Maßnahmen dazu führen, dass die Ärzte und andere Mitglieder des Behandlungsteams mehr Zeit und Bandbreite gewinnen, sich auf die Patienten zu fokussieren und mit ihnen zu kommunizieren, ergibt sich eine Win-Win-Situation, meine ich.

Meine Erfahrungen mit zwei ambulanten OPs und mehreren Arztterminen in jüngster Zeit haben gezeigt, dass sehr effiziente und rationalisierte Verfahren in einem medizinischen Kontext keineswegs zu einer entfremdeten oder unpersönlichen Atmosphäre bei der Behandlung führen muss. Ganz im Gegenteil. Wenn das ganze komplexe Netzwerk von Prozessen im Hintergrund einer Klinik modernisiert, digitalisiert und ständig überprüft und verbessert wird, wird die Atmosphäre paradoxerweise etwas entspannter—vielleicht, weil die ganze Erfahrung (jedenfalls für den Patienten) reibungsloser ist. Und standardisierte Übungsmuster und digitalisierte Hilfsmittel zur Unterstützung des Arztes beeinträchtigen weder das Arzt-Patienten-Verhältnis noch „die Kunst der Medizin“.

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