Ich und meine Frau haben letztes Wochenende in Bratislava verbracht. Immer, wenn wir in diese Stadt fahren, bin ich immer von Neugier und Begeisterung erfüllt - auch wenn Bratislava in Ungarn als wenig verlockendes Reiseziel gilt. Woher kommt meine Faszination?
Als ich zum ersten Mal hierher kam, kam mir die Stadt etwas unbemerkenswert vor. Es ist mir ausschließlich die grauen, leicht verfallenen Gebäude und die zurückgelassene sozialistische Erbe aufgefallen, die das Stadtbild auf den ersten Blick völlig zu beherrschen scheinen.
Sobald ich jedoch die Altstadt betreten hatte, wurde mir klar, was für ein Kulturschatz in dieser Stadt verborgen liegt. Die schmalen Gassen, die mittelalterlichen Kirchen und die zwei- oder dreisprachigen Aufschriften aus dem 19. Jahrhundert zeugen vom kulturellen Reichtum.
Heute ist es nach wie vor so. Je öfter wir nach Bratislava fahren, desto mehr tolle Cafés, Restaurants, Galerien, Museen usw. entdecken wir. Die Cafés sind modern und minimalistisch gestaltet, was wir auch sehr gerne mögen. Es gibt sogar immer mehr Orte, wo man auch köstlichen Matcha trinken kann. Diese Cafés sind nicht nur Treffpunkte für Jugendliche, sondern auch eine Inspirationsquelle für uns.
Es waren aber vor allem die Begegnungen mit Menschen, die am meisten dazu beigetragen haben, dass ich die Stadt jetzt wirklich zu schätzen gelernt habe. In Ungarn (wo ich herkomme) herrscht das Vorurteil, dass Slowaken uns Ungarn nicht besonders mögen. Wenn wir jedoch Slowaken als Gäste begegnet sind, begrüßten sie uns auf Ungarisch oder Englisch mit einem Lächeln und stellten freundliche Fragen.
Es war auch ein prägender Eindruck, als ich in einer Ausstellung ein bisschen über die Geschichte der Slowakei mitbekommen habe. Bei ihnen gelten 1848, 1918, 1989 ebenfalls als bedeutsame gesellschaftliche Umbrüche - genauso wie für uns Ungarn. Aber es ist zutiefst bedauernswert, dass Ungarn und Slowaken sich über diese prägenden Zeiten nicht verständigen konnten. Leider waren sie sogar in verschiedenen Konflikten an unterschiedlichen Seiten beteiligt.
Meine Hoffnung ist, dass dies nie wieder passiert. Nachdem ich dort so viel Gastfreundschaft erfahren habe, will ich durch das Sprachenlernen dazu beitragen, dass zwischen den beiden Kulturen eine Brücke gebaut wird, damit wir uns besser kennenlernen können und unser Wissen übereinander aus erster Hand ist.
Liebe LeserInnen,
Hattet ihr schon Vorurteile gegen eine Sprache oder Kultur?
Was hat euch dabei geholfen, diese Vorurteile abzubauen?
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