Gespräch in einem Museum
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Gespräch in einem Museum

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Es war auf einer Aufstellung eines polnischen Malers aus dem neunzehnten Jahrhundert. Die Veranstaltung zog riesige Menschenmengen an und das Museum war recht überfüllt. Die Menschen drängten sich um Bilder herum und man musste ständig seltsame Tänze aufführen, um sich die Werke gut anzuschauen, ohne den anderen den Blick zu versperren.

Vor noch einer Serie von Pferdebildern gab es eine satinbezogene Bank ohne Rückenlehne, wo sich die Besucher abwechselten. Nach einer Weile bemerkte ich doch, dass eine elegante, in Schwarz gekleidete ältere Dame ihren Platz schon seit einer langen Weile besetzte, fast ohne sich zu bewegen. Sie schien mehr als neunzig Jahre alt und wirklich ermüdet. Nach einem kurzen Zögern setzte ich mich neben sie.

„Entschuldigung“, wandte ich mich an sie, „ist alles in Ordnung?“

„Ja“, sagte sie, ohne den Kopf zu drehen.

„Es sind heute wirklich viele Menschen gekommen, oder?“ Ich gab ihr die Gelegenheit, zu zugeben, dass es in dem Raum schwül war.

„Ja“, sagte sie. Bevor ich sie allein ließ, wollte ich noch ein paar Worte mit ihr wechseln, für den Fall, dass sie mir einfach nicht vertraute.

“Ich bin mit meinem Freund und meinem Bruder hier“, sagte ich mit einer Geste in Richtung der beiden, die die Pferde bewunderten, unseres Gesprächs nicht bewusst. „Wir finden die Bilder ein bisschen repetitiv. Was glauben Sie?“

Dann drehte sie sich schließlich zu mir.

„Warum sagen Sie «Freund»?“, fragte sie.

Ich war nicht sicher, was sie meinte. Auf Polnisch sagt man „chłopak“ für „Freund“, was buchstäblich „Junge“ bedeutet, und es kann manchmal seltsam klingen. Vielleicht bemerkte sie, dass dieser angebliche „Junge“ schon deutlich über vierzig war. Was mich selbst betrifft, bin ich in der aktuellen Phase meines Lebens nicht sicher, was die Leute sehen, vermute ich doch, dass meine vierzig Jahre auch immer sichtbarer werden.

„Wir sind einfach in einer Beziehung“, erklärte ich.

„Warum zögern Sie mit dem Sakrament?“, fragte sie.

„Wir sind nicht religiös“, sagte ich.

„Atheisten?“, fragte sie sachlich.

„Ich Atheist, er eher Agnostiker, soweit ich weiß.“

Sie sah mich an, ohne den Gesichtsausdruck zu ändern. Plötzlich, stand sie auf und entfernte sich ohne ein Wort.

Ich blieb noch eine Weile auf der Bank.

Mein Bruder setzte sich dazu.

„Ist alles in Ordnung ?“, fragte er.

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