Warum ich Niederländisch lerne — und warum das eigentlich egal ist
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Warum ich Niederländisch lerne — und warum das eigentlich egal ist

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Seit einem Jahr lerne ich Niederländisch. Und jedes Mal, wenn mich jemand fragt, warum eigentlich, zucke ich nur mit den Schultern. Ich hatte keinen vernünftigen Grund dafür, außer um mir selbst — und mal ehrlich, auch ein bisschen den anderen — zu beweisen, dass ich es noch kann. Dass ich immer noch fähig bin, eine neue Sprache zu lernen. 

Eigentlich hatte ich es niemals vor, mich mit den Sprachen zu beschäftigen. In der Schule war Englisch alles andere als mein Lieblingsfach. Ich konnte nicht viel außer „London is the capital of Great Britain“ (ganz klassisch). Erst an der Uni, als ich anfing, ständig Inhalte auf Englisch zu verschlingen, öffnete sich mir eine schöne neue Welt. Danach kamen Italienisch, Spanisch und schließlich Deutsch.

Seitdem rede ich immer viel und gerne darüber, dass jeder sich eine Sprache aneignen kann — egal in welchem Alter, egal ob man ein gutes Gedächtnis oder dieses mysteriöse „Sprachtalent“ hat. Doch im Hinterkopf wuselte der hartnäckige Gedanke, dass ich alle meine Fremdsprachen in den Uni-Jahren gelernt habe, als das Lernen noch leicht und das Leben keine To-do-Liste war. Schritt für Schritt habe ich angefangen, meine eigenen Worte zu hinterfragen. Vielleicht habe ich es mir zu einfach gemacht? Also wollte ich es wissen und selbst leben, was ich immer predige.

Soweit war klar: Eine neue Sprache wird gelernt. Aber welche? Französisch? Klingt wunderschön, aber schwer nachzumachen. Portugiesisch? Vielleicht später, erst mal Spanisch wiederbeleben. Niederländisch? Das ist es! Ich war schon ein paar Mal in den Niederlanden. Das Land ist cool: zahllose Kanäle, mehr Fahrräder als Menschen… Die Sprache klingt verrückt, aber auf eine coole Weise. Und es ist ziemlich dem Deutschen ähnlich, also nicht zu anstrengend für die erste neue Sprache seit 10 Jahren. Nach dem Motto „Easy does it“.

Wie gesagt: keinen echten festen Grund, Niederländisch zu lernen. Und, wie man schon vorher sehen konnte, hat es meine Motivation beeinflusst. Es fällt mir oft schwer, die Zeit dafür einzuräumen. 

Was mir allerdings bei solchen Motivationskrisen immer hilft, ist, eine Bezugsperson in der Sprache zu finden. Jemanden, der die Sprache für mich lebendig macht. Das muss nicht unbedingt eine Freundin oder ein Partner sein. Es kann durchaus auch ein Lieblings-YouTuber oder -Podcaster sein. Jemand, den man als Bekannten oder sogar als Freund betrachtet und der einen immer wieder aus Motivationstiefs zurück zur Sprache bringt. Ich habe so einen YouTube-Kanal gefunden. Ich lausche den Gesprächen, als säße ich mit alten Freunden in der Kneipe: entspannt, lächelnd, ganz nah dran. Das hat den Bezug zur Sprache für mich verstärkt und dazu beigetragen, dass meine Motivation letztendlich gestiegen ist. 

Vielleicht muss Motivation gar nicht vernünftig sein. Manchmal reicht es, wenn uns jemand sympathisch ist oder eine Sprache einfach schön klingt.

Headline image by _miltiadis_ on Unsplash

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