Kartoffeln
German

Kartoffeln

by

politics

Es gibt hierzulande eine Bezeichnung für Deutsche ohne Migrationshintergrund, die ihren Ursprung in den türkischen Communities hat. Sie ist etwas diffamierend und wohlmöglich einmal aus Rache für die zahlreichen herabwürdigenden Bezeichnungen entstanden, welche sich die "Bio-Deutschen" für türkische Einwanderer ausgedacht haben.

Man nennt uns Kartoffeln.

Als ich diese Bezeichnung das erste Mal hörte, war ich einigermaßen empört, aber inzwischen finde ich sie selber recht treffend.

Äußerlich gleichen wir mit unserer blassen Hautfarbe und runden Gesichtern tatsächlich ein wenig den Erdäpfeln. Die Kartoffel - heimisch gemacht im 18. Jahrhundert durch Friedrich den Großen, um die damals häufigen Hungersnöte einzudämmen - ist heute aus unserer Speisekarte nicht mehr wegzudenken.

Viel entscheidender finde ich jedoch, dass die Mehrheit der Deutschen auch so etwas wie einen kartoffelartigen Charakter hat. Man ist gedanklich ziemlich träge und hält an einmal für wichtig und richtig gehaltene Einsichten ein Leben lang fest.

Als Beispiel möchte ich einmal unseren Bundespräsidenten anführen. Frank-Walter Steinmeier hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Deutschen zur Verantwortung für die Verbrechen des Dritten Reiches zu erziehen. Keine Gedenkveranstaltung, in der nicht unser lieber Herr Bundespräsident die junge Generation ermahnt, sich an das Dritte Reich und den Holocaust zu erinnern, die Lehren daraus zu ziehen und die Verantwortung dafür zu tragen, das so etwas nie wieder passiert.

Nun ist es augenblicklich so, dass im Nahen Osten wieder ein Völkermord begangen wird. Es ist kein Holocaust, aber ein Genozid, der an der palästinensischen Bevölkerung in Gaza verübt wird. Das passiert sogar mit Unterstützung der deutschen Regierung.

Wer nun denkt, das unser lieber Herr Bundespräsident, der ja ständig mit dem erhobenen erinnerungskulturellen Zeigefinger herumläuft, jetzt die Verantwortung selbst übernimmt und sich öffentlich zu dem, was in Gaza passiert, äußert, der irrt: Unser Herr Bundespräsident schweigt zu Gaza. Kein Wort der Kritik - er lässt die Dinge einfach kommentarlos geschehen.

Was hindert unseren Präsidenten also an einer öffentlichen Stellungnahme? Feigheit? Die Angst, als Antisemit bezeichnet zu werden? Politischer Druck aus Israel?

Nun, meiner Meinung nach ist es einfach der Kartoffel-Charakter von Frank-Walter Steinmeier. Er ist derart im Kartoffelbrei seiner lebenslangen Überzeugung gefangen, dass Deutsche nun einmal die Täter sind und Juden und Israelis die Opfer, dass es in seiner Welt durch Israel begangene Verbrechen gar nicht gibt.

Das Geschehen in Gaza liegt also jenseits der Tellerrandes des Kartoffelbreis und ist daher außerhalb der Wahrnehmungsmöglichkeiten unseres lieben Bundespräsidenten.

Und deshalb schweigt er.

1