Das Rückenmark
Unser Körper wird von dem Hals bis zum Steißbein in 31 Etagen geteilt. Das Rückenmark wird auch in 31 Segmenten geteilt. Jedem Segment entspricht ungefähr ein Wirbel. Fürs Segmentieren sind besondere Gene verantwortlich, die sich während des sehr frühen Entwicklungsstadiums des Embryos einschalten. Jedes Segment des Rückenmarks arbeitet mit seiner Etage des Körpers. Das bedeutet, dass das Segment die Haut-Schmerz- Empfindlichkeit bekommt und Muskeln und innere Organe kontrolliert. Auf diesem Level sind wir dem Regenwurm und der Schmetterlingsraupe sehr ähnlich. Nur bei der Raupe sieht man Segmente sehr deutlich, bei uns sind sie nicht so deutlich zu sehen, aber sie existieren wirklich.
Man unterscheidet 8 zervikale Segmente (Hals, Arme, Atmung), zwölf Brustsegmente (Etagen der Brust- und Bauchhöhle, Rumpfmuskeln), fünf lumbale Segmente (Beine) und sechs sakrale Segmente (Becken). Wenn sich zum Beispiel ein sechster Brustwirbel gegenüber dem siebten Wirbel verschiebt, kann er die Nerven drücken, die aus dem sechsten Brustsegment des Rückenmarks hervorgehen. Was kann dann weiter passieren? Ein Mensch wird Schmerz irgendwo im Rippenbereich verspüren und dieser Schmerz wird nicht damit verbunden sein, dass etwas geschädigt ist, sondern es wird bedeuten, dass das Rückenmark Signale schlecht weiterleitet. Und als eine weitere schlimme Folge kann sich die Funktion des Herzens und des Darmes verschlechtern…
Wenn Ärzte sagen, dass das Rückenmark der Ursprung der Hälfte der Krankheiten ist, haben sie das Recht, denn die Informationsübertragung ins Rückenmark und vom Rückenmark ist bei der Deformation der Wirbelsäule leider leicht zu zerstören. Wenn Wirbel sich zum Beispiel wegen der Skoliose verschieben, was oft passiert, gibt es eine Chance, dass sie einen Nervenzweig drücken werden. Das hängt damit zusammen, dass wir gerade gehende Wesen sind und im Laufe von einigen Millionen Jahren der Evolution, die seitdem vergangen sind, als unsere Vorfahren auf den Hinterbeinen zu gehen begonnen haben, hat sich unser Rückenmark noch nicht daran angepasst, gerade zu gehen. Deshalb haben die meisten Menschen um 40 schon Rückenschmerzen.
Jedes Segment des Rückenmarks arbeitet mit seiner Etage des Körpers und kommuniziert auch mit dem Gehirn wie mit einem großen Chef. Zum Beispiel gibt es Informationsflüsse , die die Handfläche mit dem Rückenmark und seinen zervikalen Segmenten verbinden und weiter läuft diese Information ins Gehirn. Wenn wir eine Berührung zum Beispiel zu unserem Daumen spüren, bedeutet das, dass ein Impuls zuerst das Rückenmark erreichte und dann die Großhirnrinde, in der sich die höchsten psychischen Zentren befinden, die für die Entstehung der Berührung verantwortlich sind. Und wenn ein Mensch sich mit dem Daumen bewegt, bedeutet das, dass ein Impuls in der Großhirnrinde entstanden ist und dann das entsprechende Segment des Rückenmarks und später einen Muskel erreichte. Der Nerven-Muskelimpuls ließ den Muskel kontrahieren.
Bei einem erwachsenen Menschen passiert das alles ziemlich schnell und automatisch, denn wir lernen das in unseren ersten Lebensjahren. Das Kind kommt aber auf die Welt ohne Bewegungsfertigkeiten (obwohl manche von ihnen schon im Mutterleib eingelegt werden). Ein Säugling macht sich während der ersten Lebensmonate große Mühen, um dem Muskelsystem auf dem Level der einzelnen Bewegungen Herr zu werden. Seit einem halben Jahr des Lebens geht er an die mühsame Übung der lokomotorischen Aktivität (klettern, gehen).