Die neuen Staaten sind digital
Nicht immer in der Zeit ist die Souveranität mit dem Territorium zusammengefallen. Sogar wurden viele Könige in der Vergangenheit nach dem Volk und nicht den Territorien, über die sie herrschten, bestimmt. Die Herrschaft über die Nation bezog sich genauer auf einen Stamm als auf eine geographische Fläche. Schließlich ging es oft um wandernde Stämme, weshalb war es sinnvoll.
Heute bringt uns das Phänomen der allermächtigen IT-Konzerne, die die örtlichen Institutionen sich untergeben machen, an einer solchen Situation zurück. Trotzdem sind die Konzerne aber nicht weniger pressend. Der Fall von Facebook ist dabei bahnbrechend. Und die Entscheidung, eine eigene herrschende Währung zu erfinden, was die vor kurzem von Zukerberg vorgebrachte „Libra“ de facto ist, macht die hyperstaatliche Form, die virtuelle Welte annehmen, noch deutlicher.
Diese Welte sind neue Staaten, deren Bürger „Users“ heißen, die sind aber auf jedem Fall einer Verfassung, einigen Gesetzen, einer Polizei und einigen Gerichten untergeben.
Ist die Seite der Prinzipien auf Facebook etwas Anderes ebenso in der Forme wie im Inhalt als tatsächlich eine Konstitution? Und was sind die „Bedingungen und Rechtvorschriften“ von Facebook, wenn nicht ordentliche Regeln eines Staats, die derselbe Konzern durch seine Polizei (die Zensoren des Inhalts) und Gerichte (diejenige, zu denen der User Beschwerde einlegt) gültig macht?
In diesem Prozess ist die neue Währung nur ein weiterer Schritt, auch wenn er sowohl konkret als auch symbolisch sehr stark ist. Ja, die legendarische „Souveranität der Münzen“ ist zurück, aber die Münzen werden in einem transnationalen Staat geprägt, in dem keine Demokratie mehr vorliegt und es keine Trennung zwischen die Legislative, Exekutive und Judikative gibt: Wer die Regeln macht, ist derselbe, der für ihre Durchführung sorgt und über die Menschen urteilt.