Wahrscheinlich wird das hier mein letzter Post sein - zumindest für die nächsten paar Wochen. Am Ende habe ich es nicht geschafft, ein bisschen prägnanter zu schreiben (im Gegenteil!), aber vor ein paar Monaten wäre es mir definitiv nicht möglich gewesen, innerhalb einer Stunde 500 halbwegs zusammenhängende Wörter zu verfassen. Das ist zumindest mal ein Fortschritt!
Sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem ich mit großem Interesse die Artikelserie zum Thema „Zukunftsvisionen für Schule und Universität“ in Ihrer Zeitung gelesen habe, möchte ich Ihnen auf diesem Wege meine Meinung zu einigen Aussagen der Kolumnisten sowie meine persönlichen Erfahrungen als Student zukommen lassen.
Zunächst möchte ich meine uneingeschränkte Zustimmung zur Aussage ausdrücken, dass unsere Bildungsinstitutionen vor allem die Stärken und Interessen der Schüler anstatt ihrer Schwächen in den Vordergrund stellen sollten. Voraussetzung dafür ist selbstverständlich die Vermittlung gewisser Grundkompetenzen, die in jedem Alltag unverzichtbar sind: Dazu gehören gute Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten, der Umgang mit digitalen Hilfsmitteln, aber auch eine ganze Reihe von persönlichen und zwischenmenschlichen Fähigkeiten. Ich bin jedoch der Meinung, dass sich auch die Vielfalt der Anforderungen des Arbeitsmarktes sowie die individuellen Begabungen und Interessen der Lernenden im schulischen Angebot niederschlagen muss.
In diesem Zusammenhang könnte man sich in Deutschland vielleicht etwas vom britischen Schulsystem abschauen. Auf der Insel wählen Abiturienten nämlich in der Regel nur drei von bis zu 30 angebotenen Fächern aus. Dies ermöglicht sowohl die frühzeitige Vorbereitung auf das Studium und den späteren Arbeitsalltag als auch eine stärkere Ausrichtung auf die intrinsische Motivation der Schüler, indem deren Vorlieben in den Mittelpunkt gestellt werden.
Jedoch muss meines Erachtens nicht nur bei der Fächerauswahl, sondern auch beim Unterrichtsstil an ein paar wichtigen Stellschrauben gezogen werden. Bei diesem Thema bin ich damit einverstanden, dass man durch einen akademischen, theorielastigen Ansatz vor allem theoriezentrierte Akademiker ausbildet. Praxis muss daher großgeschrieben werden. Durch eine vielfältige Vermittlung des Lernstoffes, die neben dem herkömmlichen Frontalunterricht auch Gruppenarbeit, anschauliche Experimente und praktische Lerneinheiten umfasst, berücksichtigt man außerdem die unterschiedlichen Lerntypen der Schüler. Während einige am besten anhand visueller Reize lernen, kann für andere die gesprochene Sprache förderlich sein, wohingegen es für wieder andere eventuell um das selbst Anfassen und Herumexperimentieren geht.
Als angehender Doktorand ist bei mir aber der Artikel zum Vorankommen in der Forschung auf besonderes Interesse gestoßen. Tatsächlich werden uns bedauerlicherweise viele Hindernisse in den Weg gestellt, wodurch viele talentierte Akademiker dazu gezwungen werden, der Universität den Rücken zu kehren. Mit dieser Kritik beziehe ich mich jedoch in erster Linie nicht auf die vielen Vorgaben, die man als Student erfüllen muss, denn diese tragen im besten Fall zur Chancengleichheit in der Forschung bei. Wenn das Weiterkommen an klar definierte Kriterien gebunden ist, sorgt man dafür, dass akademische Leistung unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder finanziellen Möglichkeiten gefördert wird. Vielmehr bereitet mir persönlich der immense Leistungsdruck in der Forschung Sorgen. Deshalb würde es mich freuen, wenn Sie sich in einem zukünftigen Beitrag diesem ganz wichtigen Thema widmen würden. Auf Wunsch stünde ich auch gern bereit, Ihnen einen Einblick in meinen Universitätsalltag zu geben.
Abschließend möchte ich nur noch mein Lob für die sehr gelungene Artikelserie zum Ausdruck bringen. Gerade im Hinblick auf die Verbesserung des deutschen Schulsystems, das häufig mit Leidenschaft in den Kaffeepausen an der Universität diskutiert wird, haben Sie mir einige spannende Denkanstöße gegeben. Ich freue mich bereits auf die nächste Ausgabe.
Mit freundlichen Grüßen
Ich hoffe, dass meine Erklärungen heute nicht zu konfus und meine Sprache nicht zu seltsam waren. Dein Text war wie immer gut. :)
Was genau meinst du mit "prägnanter" schreiben? Beziehungsweise was stört dich an deinen bisherigen Texten? Ich persönlich finde sie stilistisch hervorragend und inhaltlich gut strukturiert.
Eventuell hilft dir tatsächlich, mal eine kleine Pause zu machen, um etwas Abstand zu deinen Texten zu gewinnen. Oftmals ist es so, dass man irgendwann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, wenn man sich zu lang mit einer Sache beschäftigt hat.
Alles gut! Deine Erklärungen waren wie immer sowohl gut als auch gut verständlich - danke dafür:)
Prägnanter - einfach damit der Text kürzer wird. In der Prüfung hat man prinzipiell eine Stunde (prinzipiell weil es vor dem Aufsatz noch einen Grammatik-/Vokabelteil gibt - wenn man da schneller fertig wird, holt man evtl noch ein paar Minuten raus). Einen Text dieser Länge schaffe ich gerade so in einer Stunde, aber er ist fast 50% länger als das, was empfohlen wird. An sich ist das gar kein Problem, aber dann hat man natürlich weniger Zeit, um den Text nochmal zu überprüfen.
Wie ich das überblicke, sind deine Texte immer gleich strukturiert:
Das ist ja an sich ja nicht falsch. Persönlich würde ich Prüfungstexte dieser Art aber etwas anders strukturieren:
Die Artikel, die du bisher gelesen hast, hatten alle eine Problematik zugrunde liegen. Ich denke daher, es ist leichter, wenn du direkt am Anfang einen persönlichen Bezug zu dieser Problematik herstellst und anschließend klar aus deiner Sicht argumentierst, anstatt nach der Einleitung "willkürlich" auf irgendwelche Argumente einzugehen. Dann wird dein Text auch bestimmt um 1-2 Abschnitte kürzer.
Die interessante Info, dass du Doktorand, also Betroffener des Problems bist, kam in diesem Text hier erst ganz am Ende. Falls du Zeit und Lust hast, schreib deinen Text mal mit "meiner" Struktur um und beschränke dich auf 3 Argumente. Ich wette, er wird dann um mindestens 1/4 kürzer sein.
Es ist vielleicht schwierig, sich einen guten Überblick zu verschaffen, weil ich die Aufgabenstellung nie gepostet habe. Mein Plan sieht aber grundsätzlich so aus:
Wenn mir alles davon gelingt, komme ich zwar immer auf >350 Wörter, aber ich glaube ehrlich gesagt, dass das nicht so viel ausmacht. Die Bewertungskritieren kommen mir tatsächlich ziemlich großzügig vor. Bei "alle Inhaltsaspekte nur knapp behandelt" oder "wenige Verknüpfungsmittel, wenig abwechslungsreich" bekommt man zB schon 2/4 Punkte - bei 60% besteht man. Ein paar Abstriche kann ich mir also hoffentlich erlauben!
Ach so, es sind 3 Zitate/Argumente explizit vorgegeben. Dann hat deine Struktur Sinn. Ich dachte, du hättest einen kompletten Text vorliegen und müsstest dir selbstständig irgendwelche Argumente herauspicken.
Ich glaube trotzdem, dass du deine persönliche Erfahrung anfangs mit einem der Zitate verknüpfen könntest. Dann hättest du zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen und einen ganzen Absatz gespart.
Genau. Und das habe ich hier auch getan, nur eben am Ende. Es sind vier Absätze geworden, weil der erste sonst zu lang gewesen wäre - da hatte ich zu viele Ideen! Manchmal ist es sogar einfacher mit einem Thema, das mir komplett neu ist, weil ich dann keine so großen Abstecher machen kann.
Gut...die Prüfung war gestern! Die Ergebnisse muss ich natürlich noch abwarten, aber ich kann schon mal verraten, dass ich gerade mit meinem Aufsatz sehr zufrieden war. Wenn es nicht reicht, dann reicht es eben nicht, aber ich glaube nicht, dass ich unter Druck in einer Stunde etwas Besseres hätte schreiben können :)
Oh, Klasse. Irgendwie dachte ich, die Prüfung wäre erst in ein paar Wochen. Wenn du mit deiner Arbeit zufrieden warst, ist das doch schon einmal ein gutes Zeichen. Ich drücke dir die Daumen, dass du mit einer hohen Punktzahl bestehst. :)