Die Macht der Bilder
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Die Macht der Bilder

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Sehr geehrte Damen und Herren,

nachdem ich mit großem Interesse Ihre Diskussionsrunde zum Thema „Die Macht der Bilder“ im Fernsehen verfolgt habe, möchte ich Ihnen auf diesem Wege meine Erfahrungen sowie meine Meinung zu einigen Aussagen der Gäste zukommen lassen.

Schaut man in der Straßenbahn oder an der Bushaltestelle einer Handvoll Passagiere über die Schulter, wird einem die Allgegenwärtigkeit der sozialen Medien in der modernen Welt sicherlich nicht entgehen. In jedem freien Moment, sei es nun in der Kassenschlange im Supermarkt, im Wartesaal vor dem Zahnarzttermin oder eben in den öffentlichen Verkehrsmitteln, ziehen immer mehr von uns immer häufiger unsere Handys aus der Hosentasche, um gedankenlos durch endlose Fotos von inszenierten Abendessen, malerischen Landschaften und durchtrainierten Fitnessexperten zu scrollen. Dies mag uns wie eine harmlose Anekdote vorkommen, hat aber tatsächlich schwerwiegende und weitreichende Folgen sowohl für unsere Gesundheit als auch für unsere Kreativität und sogar unsere Sprachkompetenz.

Widmen wir uns aber zunächst den Menschen, die für die moderne Bilderflut verantwortlich sind, nämlich den sogenannten Influencern. Obwohl dieses neue Berufsfeld für viele deutsche Jugendliche als absolute Traumvorstellung gilt, bekennen sich immer mehr Influencer zu psychischen Beschwerden als Folge des enormen Drucks, dem sie durch ihre Arbeit ausgesetzt sind. Und dieser Druck ist auch verständlich, da ihr Geschäftsmodell teilweise darauf basiert, immer mehr Likes und Follower gewinnen - Faktoren, über die man selbst keine Kontrolle hat.

Wie bereits erwähnt haben Social-Media-Plattformen aber auch negative Auswirkungen auf uns Verbraucher. Zwar stimme ich der in der Sendung vertretenen Vorstellung, dass die neuen Medien Künstlern spannende neue Möglichkeiten eröffnen würden, prinzipiell zu, allerdings bin ich davon überzeugt, dass der Gesamteffekt auf unsere Kreativität eher negativ ausfällt. Leider haben wir infolge unserer Abhängigkeit von den sozialen Medien verlernt, uns zu langweilen. Wo wir früher in Ruhe gesessen und unseren Gedanken freien Lauf gelassen hätten, vertrödeln wir jetzt die Zeit mit kleinen anspruchslosen Dopaminknöpfen im Netz. Jedoch geht das leider zu Lasten der Verarbeitung kleiner Probleme im Alltag wie etwa der mentalen Vorbereitung auf bevorstehende Arbeitstermine oder der Planung des nächsten Familienausflugs.

Und dann gibt es die Menschen, die online nicht mehr mit zusammenhängenden Sätzen oder gar mit Wörtern kommunizieren, sondern nur noch mit Bildern. Selbst die am wenigsten Technologiebegeisterten von uns werden bereits die wachsende Bedeutung der Emojis bemerkt haben, und die Beliebtheit von Social-Media-Plattformen, die auf die Kommunikation ausschließlich mit Bildern setzen, steigt ebenfalls rapide an. Wie wird sich das aber langfristig auf unsere Schreibkompetenz auswirken? Ich persönlich halte die Behauptung, dass diese Entwicklung uns allmählich zu Analphabeten mache, für eine Übertreibung, vertrete allerdings ebenfalls eine überwiegend pessimistische Meinung. In meiner Arbeit als Gymnasiallehrer erlebe ich nämlich zunehmend, dass sich Schüler schwertun, ganze Sätze mit Subjekt, Verb und Objekt zu verfassen, insbesondere wenn sie dies mit Papier und Stift anstatt mit iPads tun müssen.

Abschließend möchte ich mich nur noch dafür bedanken, dass Sie dieses ganz wichtige Thema in Ihrer Sendung beleuchtet haben. Auch hinsichtlich meines eigenen Umgangs mit den sozialen Medien haben Sie mir definitiv ein paar wertvolle Denkanstöße gegeben. Ich freue mich schon auf die nächste Folge.

Mit freundlichen Grüßen

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