Sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem ich in Ihrer Zeitung die Artikelserie zum Thema „Erziehungsmethoden“ mit großem Interesse gelesen habe, möchte ich Ihnen auf diesem Wege meine Erfahrungen als Vater und Lehrer sowie meine Meinung zu einigen der Aussagen der Kolumnisten mitteilen.
Mich hat es persönlich gefreut, dass in der Serie so viel Wert auf den sogenannten demokratischen Erziehungsstil gelegt wurde. Tatsächlich ist diese Methode in den letzten Jahren auch in der Pädagogik angekommen. Klassenregeln werden nicht mehr allein vom Lehrer festgelegt, sondern die Schüler beteiligen sich aktiv an diesen Entscheidungen. Da sie durch den Entscheidungsprozess dazu eingeladen werden, sich mit den Begründungen für bestimmte Regeln auseinanderzusetzen, halten sie sich erwiesenermaßen viel eher daran und reagieren besser auf eventuelle Ermahnungen.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass angemessene Strenge und Strafe sowohl in der Schule als auch zu Hause immer noch einen hohen Stellenwert haben sollten. Kindern müssen Grenzen gesetzt werden, und sie müssen lernen, dass ihr Verhalten immer Konsequenzen nach sich ziehen wird. Dabei besteht die Rolle der Eltern und Lehrer meines Erachtens darin, dafür zu sorgen, dass diese Konsequenzen nicht nur situationsgerecht sondern auch für das Kind nachvollziehbar sind: Eine unbegründete Strafe hat immer nur eine angsteinflößende Wirkung, was unter keinen Umständen das Ziel sein sollte. Genauso wesentlich ist es aber, auch positives Verhalten entsprechend zu belohnen, denn alle Kinder (sowie alle Erwachsenen) haben ein Bedürfnis nach Anerkennung.
Eine gute Erziehung läuft schließlich nicht nur über Bestrafung. Meine wichtigste Erkenntnis als Vater ist, dass man Kindern ein Maximum an Freiheiten gewähren sollte, damit sie ihre Interessen frei entfalten können. Unseren Kindern macht es unheimlich viel Spaß, schwierige Aufgaben allein zu bewältigen, sei es nun das Befolgen eines Kochrezepts, das Lösen eines Rätsels oder das Zusammenbauen eines neuen Spiels. Dadurch gewinnen sie an Kreativität und Selbstbewusstsein, und sie werden unabhängiger. Allerdings muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass dies kein Freibrief für die Abwesenheit der Eltern sein darf. Kinder sind zwar in der Lage, viel mehr zu leisten, als wir es ihnen manchmal zutrauen, aber sie profitieren auch enorm von der Sicherheit der Nähe ihrer Eltern und teilen diesen ihre Erfolge gern mit.
Abschließend möchte ich eine Lanze dafür brechen, dass sich alle Eltern und Lehrer erneut bewusst die Frage stellen, was ihren Kindern und Schülern guttut und wie sie am besten auf deren Bedürfnisse eingehen können. Ihre sehr gelungene Artikelserie hat mir in diesem Sinne definitiv ein paar interessante Denkanstöße gegeben, und dafür möchte ich mich herzlich bedanken.
Mit freundlichen Grüßen
Perfekter Beitrag. Ich hab keine Fehler gefunden :) Klingt, als hätte das ein Muttersprachler geschrieben ;)
Auch ich habe (zum ersten Mal hier auf Journaly) keine Fehler gefunden. Hut ab!
Ich habe leider auch nichts gefunden. :(
Sehr schön! Langsam wird es also was ;)