Vielleicht spielt ihr in eurem Land auch das Spiel „Name-Stadt-Tier-Sache“. Einer sagt einen Buchstaben und alle müssen dann einen Namen, eine Stadt, ein Tier und eine Sache schreiben, die mit diesem Buchstaben beginnen, z. B. Hubert, Hamburg, Hund, Haken. Genau dieses Spiel stand am Anfang von einem interessanten Buchprojekt.

Alles hat im August 2019 in einem Café in Bratislava-Zentrum angefangen. Ein Bücherwurm-Treffen hat damals dort stattgefunden, bei dem sich fünf junge slowakische Schriftstellerinnen kennengelernt haben. Ein paar Monaten später haben sie begonnen, zusammen eine Geschichte zu schreiben. Na, nicht richtig „zusammen“, sondern wie eine Staffel. Eine Autorin hat ein Kapitel geschrieben, online publiziert und den Staffelstab an die nächste Autorin übergegeben. Die andere musste mit der Geschichte weitergehen. Interessant daran war, dass die Autorinnen keinen Plan im Voraus hatten. Sie wussten gar nicht, wie die Geschichte sich entwickeln wird und mussten das neue Kapitel ohne vorausgehenge gemeinsame Planung schreiben.

Das Einzige, das am Anfang klar war, waren die Indizien, die ihnen ihre Leser gegeben hat:

Name: Rosalie, Sebastian

Stadt: Florenz, Sydney

Tier: Igel, Hund

Sache: Gefängnisarmband, Notizbuch

Beruf: Pathologe, Architekt

Und so hat eine sehr interessante Zusammenarbeit angefangen. Die Leser – und natürlich auch die Schriftstellerinnen – mussten immer eine Woche warten, bis das neue Kapitel fertig war. Was wird das nächste Kapitel und die nächste Autorin bringen? Welche Wandlungen in der Handlung? Wird das Kapitel zu den früheren passen? Wird die Sprache ähnlich sein, ohne dass es die Leser stört? Werden fünf unterschiedliche Stile ein harmonisches Ganzes bilden? Ein ähnliches Projekt hat in der Slowakei früher noch nie stattgefunden. Und? War es erfolgreich?

Ja. Weil die Geschichte später auch als Buch publiziert wurde, sind die Antworten klar: Ja, das alles ist möglich. Die Geschichte von Pathologin Rosalie und Architekt Sebastian wurde sehr beliebt. Sie ist voller Abenteuer, als Rosalie und Seb die Welt vor einer biologischen Waffe retten müssen und natürlich ist die Geschichte mit einer kleinen Loves story zwischen den beiden gewürzt.

Es hat alles als Spaß gestartet, um heraus zu finden, wie es funktioniert und ob es eigentlich möglich ist, etwas zusammen zu schreiben. Damals hat keiner geahnt, dass daraus auch ein Buch entstehen wird. Das Buch ist schon hier, seit Juli kann man es in Buchläden kaufen. Und weil ich eine Autorin von diesen fünf kenne und mag, habe ich es auch gekauft und gelesen.

Und meine Meinung dazu? Ja, es ist gar nicht einfach, eine gute Geschichte zu bilden, wenn sie fünf ganz unterschiedliche Eltern hat. Sehr gut ist, dass die Sprache und der Stil mich nicht gestört haben, ich hatte keine Probleme mit dem Autorinnenwechsel. Was aber ein bisschen zu viel für mich war, waren die vielen Wandlungen in der Handlung, die jede Autorin mit sich gebracht hat. Davon wurde ich etwas müde und manchmal auch verloren. Deshalb bleibe ich nächstes Mal „meiner“ Schriftstellerin treu und dann werde ich hundert Prozent zufrieden sein. 😊