Kürzlich war eines meiner erwachsenen Kinder zu Besuch zu Hause. Soweit ich es beurteilen konnte, war der Besuch gut gelaufen, aber am zweiten Tag habe ich bemerkt, dass etwas meinen Sohn bedrückte. Beim Abendessen konnte er es nicht länger zurückhalten.
Sohn: „Du weißt, Dad, dass du diesen Hund [hier bezieht er sich auf meinen siebenjährigen Mischling Tuffy, dessen Bild oben zu sehen ist] . . . dass du diesen Hund viel besser behandelst als du je mit mir oder meinen Geschwistern umgegangen bist!“
Ich: „Klar!! . . . . . . Und?“
Sohn: „Aber das ist nicht richtig! Das ist . . . ich weiß nicht, ähm . . . krank! Ja, verrückt!“ Und dann zum dritten Mal, als ob wir alle die Spezies des Haustiers irgendwie nicht bemerkt hätten: „Das ist nur ein Hund!!“
Ich: „Vielleicht hast du recht, dass ich Tuffy ein bisschen mehr Nachsicht und Gelassenheit gewähre, aber das ist ganz verständlich, oder?!“
Zu diesem Moment hat der scharf mahnende Blick meiner gegenübersitzenden Frau mich gewarnt, meine Gedanken zum Thema nicht weiter zu erörtern. Also, habe ich nur langsam genickt---als ob ich die Kritik überlegte—während ich gleichzeitig Tuffy mit einem Stückchen Huhn heimlich speiste. Aber hier bei den freundlichen Journaly Lesern kann ich mich ein bisschen offener und direkter zum Thema äußern. Lass mich nur ein paar der vielen Gründe erwähnen, warum „der Hund“ besser als die Kinder behandelt wird.
• Mein Hund stimmt mir immer zu, egal ob wir Politik, Sport, Philosophie, Finanzen, Frauen, Bücher oder was immer diskutieren. Als Gesprächspartner ist er unübertroffen. Klar ist es so, dass er relativ zurückhaltend bei den meisten Themen (außer Katzen) ist, aber seine Körpersprache und Miene sagen offensichtlich, dass er sich mir bei allen wichtigen Themen anschließt.
• Nie hat er verlangt, mein Auto zu benutzen, geschweige denn das Ding mit einem leeren Tank oder noch schlimmer mit Blechschaden zurückgebracht. Tuffy 2, Kinder 0 (wenn ihr mitzählen wollt).
• Mit Freude nimmt er sich Zeit zweimal pro Tag mit mir durch die Nachbarschaft zu wandern, und es ist ihm nie peinlich mit mir gesehen zu werden. Wenn wir jemanden begegnen, findet er das Plaudern nicht „doof“, und er scheint sogar den Austausch zu genießen (solange er ab und zu gestreichelt wird).
• Nie hat er mit den Augen gerollt oder ungeduldig seufzt, wenn ich nicht flink genug war, eine App oder ein elektronisches Gerät zu bedienen.
• Seine Beziehungen mit dem anderen Geschlecht sind vergleichsweise bemerkenswert undramatisch und ruhig. Gar keine, sagen wir mal, „lockere“ Hündin hat je um 2 Uhr morgens versucht, durch das Schlafzimmerfenster zu klettern, um in seinen Zwinger zu gelangen. Zugegeben, Tuffy hat als Welpe einen „prozeduralen“ Vorsprung (in Bezug auf Sexualität, Begehren und so was) bekommen, aber er hat sich danach mit der Hilfe dieser kleinen hormonellen Einschränkung vortrefflich benommen.
Es ist allerdings nicht so, dass Tuffy gar nichts auf dem Kerbholz hat. Er ist übrigens kein Heiliger.
Zum Beispiel hat er ab und zu ins Haus gepinkelt oder sich übergeben, aber die Kinder haben das auch ab und zu gemacht, wenn ich mich richtig erinnere. Man könnte mit Recht auch behaupten, dass der Hund unter einer Aufmerksamkeits-Überschuss-Störung (AUS) leidet, die sich besonders dann bemerkbar macht, wenn er Eichhörnchen, Krähen, Rehkitzen oder andere ungebetene Eindringlinge im Garten sieht. Aber diese gelegentliche "Gereiztheit", sagen wir mal, ist nichts im Vergleich, zum Beispiel, zur Launenhaftigkeit eines zweibeinigen Teenagers.
Also, um es kurz und bündig zusammenzufassen: Der Hund hat es besser als es die Kinder je hatten. Und?
Ich habe so gelacht. Bei all den Vorteilen, wird meine nächste Katze vielleicht doch ein Hund. :)
:D. Toller Text!
Vielen Dank, CloudyDe und Eduard, noch einmal für das sorgfältige Lesen und die Korrekturen. Es hat mir viel Spaß gemacht, diesen zu schreiben. :)