Ich wollte eigentlich rechnen, wie viel ich bisher ausgegeben habe, um Deutsch zu lernen. Was man sich vorstellen kann, um Geld zu sparen, habe ich es gemacht: Kein Kursbuch kaufen, sondern es fotokopieren oder alleine eine halbe Stufe lernen, damit ich einen Kurs überspringen konnte. Zwischen Kurse, Prüfungen und Kursbücher habe ich seit 2018 ungefähr 2.500-3.000 € investiert. Natürlich ist diese Summe eine lockere Einschätzung.
Aufgrund der Arbeitlosigkeit kamm ich tatsächlich nach Deutschland als Au-pair-Mädchen, denn ich konnte nicht mehr meinen Deutschkurs bezahlen. Man muss dann sagen, dass ich schon als Au-pair viel Geld gespart habe, um Deutsch in einem deutschsprachigen Land lernen zu können. Außerdem durfte ich eine Ermäßigung von der VHS erhalten, denn ich hatte monatlich nur 260 € als Taschengeld gekriegt.
Natürlich ist Geld immer ein Thema beim Fremdsprachenlernen, aber ich bin der Meinung, dass dieses beim Deutschlernen eine andere Rolle spielt. Dies ist mir aufgefallen, als ich mich zum ersten Mal in Deutschland mit meinen Spanisch-Deutsch-Tandempartnern getroffen habe. Wir haben zusammen unsere Kursbücher angeschaut und dann habe ich bemerkt. Während ich über Bankkonto, Arbeitwelt, verschiedene Verträge und Versicherungen usw. gelesen habe, war ihr Buch voll von attraktive und interessante Themen: Musik, Landschaft, Ferienwohnung.
Die Ideen im Hintergrund sind klar: Spanisch ist eine Urlaubssprache und man lernt Deutsch, um Geld verdienen zu können. Deswegen sind die Darstellungen von den beiden Sprachen wesentlich anders. Selbstverständlich aber ich wusste es nicht, obwohl ich selbs als Migrantin in Deutschland bin. Bei meinen Kameraden von der VHS habe ich es wieder bemerkt. Man könnte es zusammenfassen, dass fast niemand dort Deutsch lernen möchte, sondern man muss es machen.
Die Auswirkungen für die Deutschlernende sind ungüstig (*) und es ist auch unfair für die Sprache. Persönlich würde ich nicht sagen, dass ich immer Deutsch lernen wollte (mein Wunsch ist immer noch Portugiesisch zu lernen). Aber ich mag die Sprache, die für mich so elegant klingt und ziemlich geschmeidig ist . Es wäre bedeutend, dass wir uns Gedanken machen können, wie diese Ideen und Darstellungen auf Fremdsprachenlernen beeinflussen.
* Natürlich gibt es auch mehrere interessante Kommentare, die man äußern könnte, wegen dieser Darstellung von Spanisch auf dem Kursbücher.
Hallo Amandis! Ich bin auch eine Deutschlernerin. Ich finde diese Post ganz interessant. Deine Beachtung vom Unterschied zwischen den zwei Büchern habe ich nie gemerkt. Danke, dass du es geschrieben hast.
Das ist eine sehr gute Beobachtung. Man bemerkt dies auch, wenn man sich über das Sprachenlernen informiert. Amerikaner und Briten müssen eigentlich nie eine andere Sprache lernen oder ein Zertifikat machen, weswegen für sie Sprachenlernen ein schönes Hobby ist. Als Deutscher, zum Beispiel, muss man wiederum gut Englisch können und für einen guten Job oder einen Studienplatz zunehmend ein Sprachzertifikat nachweisen. Da ist es dann schön, wenn man Spaß mit einer Netflix-Serie auf Englisch hat aber wissenschaftliche Essays und Vorstellungsgespräche sollten genauso zum Rüstzeugs gehören. Als Migrant kommt dann noch jede Menge Alltagsvokabular hinzu. Das kann mitunter sehr ermüdend werden. Es ist daher wichtig einen Mittelweg zu finden. Auf der einen Seite muss man den Anforderungen von Zertifikaten und Karriere/Lebensmittelpunkt gerecht werden, auf der anderen Seite, sollte man aber auch einfach versuchen Spaß mit der Sprache zu haben und sich selber auf Entdeckungsreise begeben.
Ich stimme dir @JulianiTOgo zu. Danke,dass ihr es gelesen habt @demi @JulianiTOgo