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German

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by

daily life

"Die Wände flüstern,

wenn die Nacht zu schwer wird.

Lina und Ben tobten durchs Wohnzimmer, malten mit Fingerfarben auf die Tapete. "Deine Kinder, meine Kinder," hatte Benno gestern gesagt, "wachsen jetzt als bunte Finder."

Ein Kissen fängt die Tränen,

doch wer fängt mich auf?"

Mira lag wach, die Decke zur Faust geballt. Draußen ratterte die U-Bahn vorbei, ein surrendes Geräusch, das sich mit dem Echo seiner Stimme vermischte. "Warum hast du nicht gekämpft?" hatte er gefragt, als sie die Papiere unterschrieb.

"Deine Kinder, meine Kinder,

wachsen jetzt als bunte Finder.

Wie ein Garten, wild und frei,

blüht unsre neue Familie."

"In der WG mit Benno dem Klavierheld, brannte die Suppe, doch niemand erzählt's."

Er stand vor dem rauchenden Topf, eine Gitarre statt eines Kochlöffels in der Hand. "Kunstfehler," grinste er, als Mira lachend das Fenster aufriss. Leo, ihr Mitbewohner, filmte alles mit seiner alten Kamera. "Das nennen wir ‘Kulinarischen Dadaismus’," verkündete er.

"Ich rieche deinen Kaffee im Brief,

ich schmecke die Sehnsucht im Regen.

Jede Stunde ohne dich

ist ein Zug, der nie ankommt."

Später, als Benno Chopin in die nächtliche Stube hämmerte ("Falsche Noten, viel Gelächter"), spürte Mira, wie etwas in ihr nachgab. Sie hatten Löcher in der Seele, ja—

"Aber wir stopften sie mit Lachen und nannten es moderne Kunst

Am nächsten Morgen lag ein Umschlag auf dem Tisch. Seine Handschrift.

Mira riss ihn nicht auf. Stattdessen trank sie Tee und lauschte dem Regen, der gegen die Scheiben trommelte wie ein ungeduldiges Kind.

"Ich rieche deinen Kaffee im Brief," dachte sie. "Ich schmecke die Sehnsucht im Regen."

Sie wusste, was darin stand: Entschuldigungen. Vielleicht ein "Können wir reden?"

Doch Gespräche mit ihm waren wie Züge, die ins Nichts fuhren—

"Jede Stunde ohne dich ist ein Zug, der nie ankommt."

"Omas alte Uhr tickt

neben Bens PlayStation-Lärm –

Zeit ändert alles."

Lina und Ben tobten durchs Wohnzimmer, malten mit Fingerfarben auf die Tapete. "Deine Kinder, meine Kinder," hatte Benno gestern gesagt, "wachsen jetzt als bunte Finder."

Mira beobachtete sie. Ben, der schüchterne Junge mit Bennos Locken, baute aus Kissen eine Festung. Lina, wild wie ihr Vater, krönte ihn mit einer Pappkrone.

"Wie ein Garten, wild und frei, blüht unsre neue Familie."

Auf dem Sideboard tickte Omas alte Uhr. Ben hatte daneben seine PlayStation aufgebaut.

"Omas alte Uhr tickt neben Bens PlayStation-Lärm—"

Mira lächelte. "Zeit ändert alles."

pätnachts, als alle schliefen, öffnete sie doch den Brief.

"Ich vermisse euch," stand da.

Draußen hupte ein Taxi. Irgendwo in der Stadt würde er jetzt in einer leeren Wohnung sitzen, seinen Kaffee trinken, den sie immer zu bitter gemacht hatte.

Mira faltete das Papier klein.

Die Wände flüsterten nicht mehr.

Stattdessen hörte sie Bennos Schnarchen aus dem Zimmer nebenan.

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