Die Reise nach Deutschland, Kapitel 2
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Die Reise nach Deutschland, Kapitel 2

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Und so verlief also meine Zeit in diesem Dorfe. Ich versuchte früh aufzustehen um sicherzustellen, daß ich jeden Tag mindestens eine volle Stunde Deutsch für mich hatte.

Ich bin kein natürlicher Frühaufsteher. Lange hab ich um diese heilige Morgenstunde gekämpft. Heute ist es leichter geworden: ich habe keine Wahl mehr. Damals fragte ich mich: warum ist die Welt von Frühaufstehern regiert? Warum akzeptieren ganze Völker diese Bückelei, jeden verdammten Tag spätestens um 8 Uhr auf der Arbeitsstelle aufzutauchen? Wie ist das denn zum Teufel passiert? Weil, antwortete ich mir selbst, den älteren fällt das Aufstehen nicht schwer und ältere Leute haben ja die Macht. Lass doch mal die Jugend über die Gesellschaft herrschen und sieh wie unsre Arbeitszeiten um zwei Stunden später rutschen. Nein, ich bin kein Frühaufsteher gewesen. Jedoch kannte, und kenne immer noch kein besseres Gefühl, als beim Sonnenaufgang einzig wach zu sein, wenn alles schläft, und alles ist schön kühl und dämpft, und alles ist neu und vielversprechend. Ja, ich musste mich bemühen, diese Morgenstunde zu gewinnen, dass hieß: jeden Tag meinen Wecker 5 Minuten früher zu stellen. Und ihm natürlich zu gehorchen. Kurz, ich versuchte um 6 aufzustehen, was für mich beinahe eine Heldentat gewesen wäre. Danach machte ich eine oder zwei Seiten vom Assimil und nahm dann den Weg zum Gym.

Ich ging die Straße entlang. Kopfhörer in den Ohren reingestöpselt, ich hörte mich die Nachrichten an. Die Straße verlass unseren grünen Viertel und mündete auf eine größere Straße die ich ebenso herrunterging. Der Morgenverkehr erkannte mich sicherlich beim eifrigen blättern im Wörterbuch. Die Straße neigte sich, links und rechts zog sich die Erde zusammen und die Straße schaffte es gerade noch durch zwei Seen durch, bevor sie befreit weiter hochfuhr, richtung Dorfzentrum. Da bog ich rechts zum Gym, hob Gewichte für drei Viertelstunde, duschte mich, und ging 10 Minuten weiter um an meine "Arbeitstelle" zu kommen.

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