Armutsbekämpfung
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Armutsbekämpfung

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2019 lebten rund 650 Millionen Menschen oder etwa 8 % der Weltbevölkerung in extremer Armut. Obwohl diese Zahl unbestreitbar viel zu hoch ist, weist sie dennoch auf einen dramatischen Rückgang hin, denn vor einem Jahrhundert lebten mehr als drei Viertel der Menschheit unterhalb der Armutsgrenze. Bis 2030 soll nun laut den Vereinten Nationen gar kein Mensch auf der Welt mehr in extremer Armut leben müssen. Aber wie lässt sich ein solch ambitioniertes Ziel überhaupt erreichen?

Einigen Experten zufolge sei die drastische Verringerung des Anteils der Weltbevölkerung, der in extremer Armut lebt, vor allem dem kapitalistischen Wirtschaftssystem zu verdanken, da der freie Markt für Konkurrenz sorge, was wiederum Innovation und Fortschritt fördere. Befürworter des Kapitalismus verweisen auf konkrete technologische Entwicklungen, die zur Armutsbekämpfung beigetragen haben. Beispielsweise verbesserte die grüne Revolution, die eine ganze Bandbreite an landwirtschaftlichen Entwicklungen ab den 1960er Jahren umfasst, die Getreideerträge in Entwicklungsländern erheblich und beseitigte den Hunger von Millionen Menschen.

Das Problem ist, dass der Kapitalismus nicht allen zugutekommt. Während das reichste 1 % der Weltbevölkerung 48 % des Wohlstands besitzt, müssen die untersten 50 % weniger als 1 % des globalen Reichtums unter sich aufteilen. Vor allem im Kontext der aktuellen Klimakrise wird die Wohlstandsungleichheit stark kritisiert. Schließlich sind es diejenigen, die über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, die für einen Großteil des globalen Ausstoßes von Treibhausgasen verantwortlich sind, wohingegen Menschen mit weniger Ressourcen entsprechend weniger emittieren. Dabei ist die Emissionsschere besonders ungerecht, weil ärmere Menschen in Entwicklungsländern die Folgen des Klimawandels, der hauptsächlich von den Industrieländern verursacht wird, deutlich stärker zu spüren bekommen werden.

Unter anderem deshalb fordern nichtstaatliche Organisationen eine verstärkte internationale Zusammenarbeit und mehr Entwicklungshilfe in den Ländern des globalen Südens. Grundsätzlich teile ich diese Ansicht, aber es ist mir wichtig hinzuzufügen, dass die Unterstützung unbedingt den Charakter „Hilfe zur Selbsthilfe“ annehmen muss. Konkret bedeutet das, dass man die Menschen in Entwicklungsländern befähigen muss, auf eigenen Beinen zu stehen und ihre Zukunft selbst zu gestalten, anstatt sich auf kurzfristige Maßnahmen zu fokussieren. So könnte man zum Beispiel die Klimaresilienz in Entwicklungsländern steigern, indem man Bewässerungsanlagen installiert, Landwirte ausbildet und ihnen hitzeresistente Getreidesorten zur Verfügung stellt.

Abschließend lässt sich sagen, dass die langfristige Bekämpfung von Armut einen mehrdimensionalen Ansatz erfordert. Zwar können technologische Entwicklungen den Wohlstand steigern und Lösungen für die Probleme der Entwicklungsländer bieten, aber es bedarf ebenfalls einer durchdachten Entwicklungspolitik, um sicherzustellen, dass die richtigen Hilfsmaßnahmen an den Orten eingesetzt werden, wo sie am dringendsten benötigt werden.

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