Seit Jahrtausenden begibt sich der Mensch auf die Suche nach dem Glück. Schon Aristoteles bezeichnete die Glückseligkeit als das höchste Gut, mit anderen Worten das Ziel, dem der größte Wert beigemessen wird und das daher angestrebt werden sollte. Doch trotz der langen Diskussionen in der Philosophie besteht bis heute keine allgemein anerkannte Definition von Glück. Somit stellen sich die Fragen: Was bedeutet Glück genau? Und wie wird man eigentlich glücklich?
Zunächst muss bei diesen Fragen eine verdienstvolle Unterscheidung zwischen Glück als temporärem Gemütszustand und andauernder Lebenszufriedenheit getroffen werden. Studien deuten darauf hin, dass die Häufigkeit und Intensität von sogenannten Glücksmomenten wenig über das langfristige Wohlbefinden aussagen. Viel entscheidender sind das Hintergrundniveau - das durchschnittliche subjektive Wohlgefühl über einen längeren Zeitraum - und vor allem das Vorhandensein von ausgeprägten Tiefpunkten, beziehungsweise Momenten des Unglücks.
Oft entstehen solche Tiefpunkte aufgrund von Unsicherheiten bezüglich der Zukunft. Ängste vor dem Altwerden und dem Tod, einer Kündigung des Arbeitsverhältnisses oder einfach nur dem bevorstehenden Zahnarztbesuch prägen unseren Alltag und berauben uns wertvoller Lebenszufriedenheit. In diesem Zusammenhang können die Lehren des Stoizismus, bei dem es vereinfacht gesagt darum geht, die Dinge gelassen auf sich zukommen zu lassen, als wertvoller Leitfaden dienen. Wie der römische Philosoph Seneca einmal sagte: "Ein Mensch, der leidet, bevor es nötig ist, leidet mehr als nötig".
Ein Trend, der spätestens mit der Verbreitung der sozialen Medien in den Vordergrund gerückt ist, ist das Streben nach Glück durch Selbstoptimierung. Demnach gelte das Anvisieren des beruflichen oder persönlichen Erfolgs als der Schlüssel zur langfristigen Lebenszufriedenheit. Um ein wahrhaft erfülltes Leben zu führen, müsse man produktiv sein, Probleme lösen und die eigene Leistung maximieren. Diese Einstellung muss man aber meines Erachtens kritisch betrachten. Obwohl die richtige Dosis Motivation durchaus zielführend sein kann, führen zu hohe Ansprüche oft zu Enttäuschung und dauerhafter Überlastung. Daher ist es unerlässlich, ein gesundes Gleichgewicht herzustellen und das eigene Bedürfnis nach Entspannung nicht außer Acht zu lassen.
Abschließend lässt sich sagen, dass sich eine nachhaltige Lebenszufriedenheit eher durch einen besseren Umgang mit als negativ empfundenen Ereignissen als durch die Jagd nach flüchtigen Glücksmomenten erreichen lässt. Dabei ist es wichtig, eine gelassene Haltung einzunehmen und einen positiven Ausgleich zu finden, der einen sowohl vorantreibt als auch, wenn nötig, zur Ruhe kommen lässt.