Sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem ich in der Zeitung ihre Artikelserie zum Thema „Familie“ mit großem Interesse gelesen habe, möchte ich Ihnen auf diesem Wege meine persönliche Meinung zu einigen der Aussagen der Kolumnisten zukommen lassen.
In Deutschland gilt die aus Mutter, Vater und im besten Fall zwei Kindern bestehende Kleinfamilie seit Jahrhunderten als die vermeintlich wünschenswerteste soziale Einheit. Diese Vorstellung hat sich so stark in unsere Köpfe eingeprägt, dass, wenn wir dazu aufgefordert werden, eine Familie zu zeichnen (oder wenn Kinder es aus eigenem Antrieb tun), wir in der Regel automatisch diese vier Figuren auf unserem Blatt Papier entstehen lassen.
Doch angesichts der gesellschaftlichen Entwicklungen, die in den letzten Jahrzehnten stattgefunden haben, muss man meines Erachtens in Frage stellen, inwiefern die klassische Kleinfamilie noch zeitgemäß ist. So gewinnen beispielsweise homosexuelle Paare richtigerweise an gesellschaftlicher Akzeptanz, und etliche Studien haben bewiesen, dass Kindern homosexueller Paare nichts zu einer gesunden Entwicklung fehlt.
Patchwork-Familien, die nach einer Trennung und der Eingliederung eines neuen Lebenspartners entstehen, sind mittlerweile ebenfalls keine Mangelware mehr, und auch hier spricht die Studienlage für das neue Modell: Obwohl eine Trennung von allen Betroffenen als traumatisch empfunden werden kann, ist es oft langfristig sinnvoll, diese in Kauf zu nehmen, um harmonische Familienverhältnisse wiederherzustellen. Am Ende zählt bei einer funktionierenden Familie weder die Struktur noch die biologische Verwandtschaft zwischen ihren Mitgliedern, sondern ausschließlich die Qualität der Beziehungen, die sich zwischen diesen entwickeln.
In diesem Sinne hinterfragen einige Kritiker den Stellenwert, den die Familie einnimmt, und behaupten, dass Freunde viel wichtiger seien, da man sich diese selbst aussuchen könne. Dieser Argumentation stimme ich aber nur insofern zu, dass man seine Freundschaften sorgfältig wählen und pflegen sollte, um sich ein gesundes Umfeld zu verschaffen. Allerdings muss man sich stets vor Augen halten, dass man die eigene Familie, gerade weil man sie sich nicht aussucht, auch nicht umtauschen kann. Daher ist es meiner Meinung nach unabdingbar, möglichst gute Beziehungen zu den Menschen zu führen, die einen im besten Fall sein ganzes Leben lang begleiten werden.
Abschließend lässt sich also sagen, dass die Familie als Grundpfeiler des Lebens eines jeden Einzelnen gilt und dementsprechend wertgeschätzt werden sollte. Dabei spielt die Struktur der Familie keine Rolle, sondern nur der Zusammenhalt, die Zusammengehörigkeit und das friedliche Zusammenleben.
Mit freundlichen Grüßen