Sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem ich im Radio Ihre Sendung zum Thema „Sport und Gesellschaft“ mit großem Interesse verfolgt habe, möchte ich Ihnen auf diesem Wege meine persönliche Erfahrung sowie meine Meinung zu einigen der Aussagen der Diskussionsteilnehmer zukommen lassen.
Wie in der Sendung zu Recht betont wurde, ist der Sport wohl oder übel viel mehr als eine einfache Freizeitaktivität. Schon in der griechischen Antike galten die Olympischen Spiele als zentrales politisches Instrument, ein Phänomen, das sich in den letzten Jahren mit der heiß diskutierten Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar sowie der Olympischen Winterspiele in China nur noch zugespitzt hat. Und nicht nur auf politischer, sondern auch auf wirtschaftlicher Ebene nimmt der Profisport Dimensionen an, die weit über das Spielfeld hinausreichen. Milliardenschwere Fernsehverträge und ausländische Investoren ermöglichen es europäischen Fußballvereinen, immer mehr Geld für neue Spiele auszugeben und deren astronomische Gehälter zu bezahlen, was immer mehr Fußballfans sauer aufstößt. Diese beteuern, dass der echte Geist des Fußballs - der Sport, mit dem hierzulande so viele Jungen und Mädchen von klein an aufwachsen - durch die Geldgier einiger weniger verloren gehe.
Mir geht es ehrlich gesagt ähnlich. Obwohl ich als Jugendlicher wahnsinnig gern die Spiele meines Lieblingsvereins verfolgt habe und sogar regelmäßig ins Stadion gegangen bin, musste ich beim Hören Ihrer Sendung feststellen, dass diese Begeisterung bei mir seit langer Zeit nicht mehr vorhanden ist. Deshalb habe ich mir letztes Wochenende Ihren Vorschlag zu Herzen genommen und, statt vor dem Fernseher zu hocken und das Spiel meiner Mannschaft zu schauen, eine große Fahrradtour in meiner Region gemacht. Der Sport bietet nämlich eine Vielzahl an Möglichkeiten, aus der Tretmühle des Alltags auszubrechen und dabei etwas Positives für unsere Gesundheit zu tun. Meinerseits habe ich es mir vorgenommen, den Fußball im Fernsehen öfter auszulassen und mir dafür selbst mehr Bewegung zu verschaffen. Vielen Dank für den Anstoß!
Bevor ich meine Gedanken zusammenfasse, möchte ich aber auf einen mir sehr wichtigen Punkt eingehen, der in der Sendung leider nur schnell überflogen wurde, und zwar die Bedeutung des Schulsports für die Gesundheit der nächsten Generation. Sie haben richtigerweise betont, dass der Sport bei Jugendlichen vielschichtige soziale und emotionale Fähigkeiten, wie etwa Teamgeist, Toleranz und Durchhaltevermögen fördern kann, aber dies gilt sicherlich auch für jede andere Aufgabe, die in Gruppen bewältigt wird. Durch meine Arbeit als Gymnasiallehrer weiß ich allerdings aus eigener Erfahrung, dass viele Jugendliche ohne den Sportunterricht keinen Bezug zu einem gesunden Lebensstil hätten. Daher ist es meiner Meinung nach unerlässlich, dass wir diesem Thema bei öffentlichen Diskussionen möglichst viel Platz einräumen, damit der Sportunterricht weiterhin wertgeschätzt und anderen Fächern nicht untergeordnet wird.
Abschließend lässt sich sagen, dass die alarmierende wirtschaftliche Entwicklung im Profisport uns dem Sport als Freizeitbeschäftigung und Teil eines gesunden Lebens nicht verleiden sollte. Mit Ihrer Sendung haben Sie es geschafft, zumindest einen Hörer runter vom Sofa und ab in die Natur zu treiben. Ich hoffe, ich bin nicht der Einzige.
Mit freundlichen Grüßen