Jeder Tennisspieler hat es schon erfahren: Man spielt viel besser, wenn man trainiert oder mit Freunden spielt, als wenn man an einem Punktspiel teilnimmt. Beim Training und Freizeittennis spielt man locker und entspannt, was dem Ball mehr Geschwindigkeit und mehr Kontrolle gibt. Bei den Punktspielen kriegt man im Gegenteil Stress und Spannung. Die Muskeln verkrampfen sich, und man verliert sowohl Geschwindichkeit und Kontrolle. Das passiert in jeder Sportart: Wettbewerb generiert immer Stress und Spannung. Übrigens gibt es aber besondere Gründe, warum dieses Phänomen eine größere Wirkung auf Tennisspieler hat, als auf andere Sportler.
Der erste Grund liegt an dem komischen Punktezahlssystem. Man braucht 4 Punkte, um ein Spiel zu gewinnen, und sechs Spiele, um einen Satz zu gewinnen. Es kann passieren, dass ein Spieler mehr Punkte sammelt, und trotzdem den Satz verliert, weil er die wichtigen Punkte nicht gewonnen hat: die Spielbälle, die Satzbälle und natürlich die Matchbälle. Wenn man einen solchen Ball verschlägt, kann man viel Frustration bekommen, insbesondere wenn der Schlag einfach aussah. Übrigens macht man bei Tennis relativ viele sogenannte "unerzwungene Fehler", d. h. Fehlern, die nicht durch den Gegner provoziert sind. Selbst die besten Profispieler machen solche unerzwungene Fehler. Auf Youtube kann man viele Videos finden, die spektakuläre unerzwungene Fehler zeigen, selbst bei Roger Federer. Solchen Fehler generieren auch Spannung und Frustration.
Diese Emotionen sind der größte Feind jedes Tennisspielers. Erstens, weil sie behindern, locker und entspannt zu spielen (was, wie erwähnt, mehr Geschwindigkeit und Kontrolle gibt). Zweitens, weil sie einen Teufelskreis generieren können. Stress, Spannung und Frustration erzeugen unerzwungene Fehler, die selbst Stress, Spannung und Frustration erzeugen. Das ist der Grund, warum meisten Profispieler mit mental coaches arbeiten, deren Aufgabe ist, die "Mentalstärke" des Spielers zu festigen. Der Begriff von mentalen Stärke bezeichnet die Fähigkeit, negative Emotionen zu bewältigen, und Selbstvertrauen aufzubauen.
Obwohl es keinen Wunderweg zur mentale Stärke gibt, existieren einige gute Tipps. Die meisten wollen auf den Körper wirken. Es gibt zum Beispiel Atemtechniken, die man umsetzen kann, um sich zu entspannen, und zwar während des Spieles und zwischen den Punkten.
Ein anderer Tipp lautet: sich auf seine Intentionen zu fokussieren. Die meisten unerzwungene Fehlern geschehen, wenn man attackiert. Wenn das passiert, kann man sich die folgende Frage stellen: War es taktisch richtig zu attackieren? Wenn ja, muss man zufrieden sein, selbst wenn man einen unerzwungenen Fehler gemacht hat. Die Idee hinter diesem Tipp liegt in der Tatsache, dass man seine Intentionen mehr meistert als das Ergebnis jedes Schlages.
Ein letzter Tipp, den ich ganz toll finde, ist mehr intellektuell. Man sollte begreifen, dass unerzwungene Fehler einfach zum Tennis gehören. Im Gegensatz zu dem, was viele denken, machen die Profispieler so viele unerzwungene Fehlern wie Hobbyspieler. In den Grand-Slam-Turniere liegt zum Beispiel der Prozentsatz von unerzwungene Fehlern bei etwa 30 %. Der Prozentsatz ist ungefähr das gleiche bei den Hobbyspielern, die regelmäßig spielen. Der einzige Unterschied zwischen Profi- und Hobby-Spielern liegt daran, dass die letzte den Ball mit mehr Macht, Spin und Präzision schlagen. Dank Präzision können sie auf Zonen neben den Linien zielen. Profi-Spielern könnten überhaupt keinen unerzwungenen Fehler machen. Dafür brauchen Sie nur, den Ball schwach zur Mitte des Platzes zu werfen. Aber wenn sie das tun würden, wären sie gleichzeitig bestraft. Der Gegner würde einen offensiven und wahrscheinlich unverteidigbaren Schlag machen. Profispielern wissen, das sie bei jedem Schlag ein kleines Risiko nehmen müssen, und dass das sich am Ende des Matches in einem gewissen Prozentsatz von unerzwungenen Fehlern bringt.
Vielen dank, Linda, für diese Wertvolle Korrekturen!